Beim Ausbau vom Auto - ganz unabhängig von Modell & Hersteller - stößt man unweigerlich auf die Frage der Dämmung. Sowohl die Wärmedämmung als auch das Entdröhnen (also die Schalldämmung) sind ein großes Thema. Ich erkläre Dir auf was Du beim Kauf achten solltest, wie Du verlegst und welche Mengen Du in etwa brauchen wirst.
Jeder Besitzer eines Defender weiß, wie laut er im Innenraum beim Fahren ist. Das gleiche gilt vermutlich auch für jedes andere Fahrzeug älteren Baujahres. Eine einfache Methode dem entgegenzuwirken ist die Verlegung einer Schallisolierung.
Die Funktionsweise der Dämmung ist relativ simpel: Auf das Blech wird eine Matte geklebt, die die Schwingung des Blechs erschwert bzw. unterbindet und so die Übertragung des Schalls deutlich verringert. Bei neueren Fahrzeugen wird die Dämmung auch gerne verbaut, um die Akkustik der Sound-Anlage zu verbessern.
Prinzipiell kann man nicht sonderlich viel falsch bei der Auswahl der richtigen Dämmung machen. Beachte folgende Punkte:
Wenn ihr nicht das billigste Zeug auf Ebay (oder mittlerweile auch Amazon) kauft, kann nicht sonderlich viel falsch machen.
Ich selber habe Alubutyl ABX von Reckhorn verbaut und kann das uneingeschränkt empfehlen. Dort kosten 2m² ab 25€. Das Zeug ist selbstklebend, enorm schwer (4kg / m²) und sehr leicht zu verarbeiten. Gibt es direkt beim Hersteller oder teurer auf Amazon. Eine Alternative könnte auch die Schwerschicht von Adms Shop sein.
Für einen großen Defender 110 TD5 habe ich 10m² (=5 Rollen) verarbeitet. Die haben mich inklusive Versand direkt vom Hersteller 150€ gekostet. Preis/Leistung hervorragend. Ich habe den Boden, das Dach, einen Teil der Wände und Türen damit gedämmt.
Die Wärmedämmung ist auch nicht viel komplizierter. Sie hilft enorm viel, insbesondere wenn man vor hat im Auto zu schlafen. Je dicker die Wärmedämmung desto mehr Schall wird auch gedämmt. Was eine schöne Zusatzeigenschaft ist :)
Es gilt natürlich, je dicker die Dämmmatten, desto besser. Allerdings steigen mit der Dicke auch Preis und Raumverlust. Es macht Sinn am Dach eine dickere Stärke zu verwenden, als am Boden, wo in der Regel eh noch Matratze, Holzausbau, etc. sind, die ebenfalls dämmen.
Am Boden habe ich nur 9mm dickes Armaflex verwendet. Und für Decke und Wände 13mm. Für mich langt das. Häufig wird auch 19mm für Wand und Decke verarbeitet.
Ähnlich wie auch bei der Schalldämmung solltest Du beim Kauf der Dämmung auf ein paar Eigenschaften achten:
Auch hier gilt nicht das billigste von einem dubiosen Händler aus dem Ausland zu kaufen.
Ich habe zusätzlich die Kanten und Übergänge des Armaflex mit einem Klebeband für Dampfbremsfolien beklebt. Ob es auf der kleinen Fläche Sinn macht oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Ich dachte mir, wenn dann richtig. So ein Klebeband kostet ~15€. Mir hat eine Rolle mit 40m für das gesamte Auto gelangt.
Ich kann das Armaflex der Firma Armacell empfehlen. Das AF-Armaflex ist enorm hochwertig, klebt super gut und lässt sich leicht verarbeiten. Vorsicht: Die Oberfläche ist sehr anfällig gegenüber Kratzern und reisst leicht ein. Daher muss zwingend noch ein Leder, Vlies oder Filz darüber angebracht werden.
Für meinen Defender 110 TD5 habe ich 6m² mit 13mm und 5m² mit 9mm gekauft. Habe aber noch knapp 2m² übrig. Ich habe das gesamte Dach und den Boden bis hinter die Fahrersitze gedämmt. Und die Seitenwände soweit möglich.
Es gibt viele unterschiedliche "Versionen" von Armaflex mit spezifischen Eigenschaften. Die Qualität und der Einsatzbereich unterscheiden sich dabei stark. Daher gibt es hier einen kurzen Überblick:
Die teuerste und hochwertigste Version von Armaflex. Diese Dämmung besitzt den "Microban ®-Schutz", der verspricht, dass sich keine Mikroben dort festsetzen und ausbreiten können. Das ist die erste Wahl.
Das Armaflex XG ist günstiger als das Armaflex AF. Es hat aber in Qualität und Verarbeitung keine Nachteile. Auch die Dämmeigenschaften sind identisch. Lediglich der Microban ®-Schutz fehlt. Wer etwas mehr auf das Geld achten möchte, sollte hier zugreifen
Die Dämmmatten mit der Bezeichnung ACE oder Accoflex sind eine alte Version und sollten nicht mehr verwendet werden. Sie haben deutlich schlechtere Dämm-Eigenschaften als Armaflex AF bzw. XG. Diese Platten werden im Ausland billig produziert. Hiervon ist abzuraten!
Die meisten Blogs und Youtuber verlinken auf dieses Armaflex auf Amazon. Ich rate von dem Kauf dringend ab, da es sich um das Armaflex ACE handelt! Bei so speziellen Produkten sollte generell nicht Amazon der OnlineShop der Wahl sein, sondern ein auf diesen Bereich spezialisierter Shop. Ich selber habe meine Produkte bei isolierprofi.eu gekauft. Dort gibt es sowohl die AF als auch die XG Platten.
Das Verlegen ist nicht weiter schwer. Zuerst reinigst Du die Flächen, auf die das Alubutyl bzw. die Schalldämmung angebracht werden soll, gründlich. Die Reinigung ist zwingend notwendig, da der Kleber auf Staub und Fett nicht richtig haftet.
Das Alubutyl lässt sich mit einer Schere gut schneiden und auch das Verlegen klappt einfach. Die Kanten sind scharf, daher empfiehlt es sich Handschuhe zu tragen. Mit einem Roller oder einer Spachtel, kann man das Alubutyl nochmal schön festdrücken:
Ist die Schalldämmung verlegt, kommt die Wärmedämmung dran. Auch hier erstmal alles reinigen (also das gerade verlegte Alubutyl). Das Armaflex kann man umgedreht am besten schneiden. Die Rückseite hat ein kleines Gitternetz mit dessen Hilfe man relativ gerade schneiden kann.
Das Alubutyl konnte man noch halbwegs gut wegmachen und neu ausrichten. Bei Armaflex geht das nicht mehr. Das Zeug klebt sofort super fest und lässt sich nur entfernen, indem man es wegkratzt. Die Oberfläche ist sehr empfindlich. Daher Vorsicht mit scharfen Kanten, Reibungen, etc.
Glückwunsch! Jetzt ist Dein Auto erstmal wärme- und schallgedämmt. Damit Du insbesondere das Armaflex nicht beschädigst und zusätzlich das Raumklima aufbessern kannst, empfehle ich Dir Boden und Wand mit einem Stoff oder Kunstleder zu bespannen.
Für den Dachhimmel habe ich ein Vlies verklebt. Genauer das "Zaubervlies" von ADMS-Shop. Preislich ist das sehr fair, lässt sich gut verarbeiten, fühlt sich schön an und dämmt nochmal zusätzlich :)
Den Boden habe ich mit einem Kunstleder ausgelegt. Hier wollte ich etwas glattes und strapazierfähiges, das nicht gleich einreißt, wenn ich etwas darüber ziehe. Das Kunstleder habe ich von stoffkontor.eu. Das gibt es in vielen Farben. Die Qualität ist ebenfalls 1A!
Ja, definitiv! Zum einen macht die Arbeit Spaß und geht zügig voran. Mit Alubutyl, Armaflex, Vlies und Kunstleder war ich ca. 250€ los, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Im Auto ist es deutlich leiser, im Sommer bei praller Sonne, heizt es nicht so krass auf und hält die gekühlte Luft (ja, ich habe eine Klimaanalge) schön im Auto. Im Winter wird es wunderbar warm und die Wärme wird definitiv länger gehalten, als ohne Dämmung.
Zwar sind die Materialien nicht gerade günstig, allerdings überzeugt die Qualität und die Wirkung. Müsste ich meinen Defender nochmal ausbauen, würde ich es wieder so machen.
Hinweis: Alle Empfehlungen und verlinkten Produke, verlinke ich, weil ich von ihnen überzeugt bin und diese selber verwendet habe. Ich erhalte keine Provision oder andere Gegenleistung von den Herstellern oder Händlern - außer bei Amazon.
CamperDefender ist einer der Jury-Lieblinge und hält den geteilten 3ten Platz der Besten Offroad Blogs vom Reise- und Offroadmagazin Matsch und Piste. Danke dafür!